Schloss Balthasar im Dunklen.

Das Schloss Balthasar im Europa-Park bietet sich als Kulisse für verschiedenste Veranstaltungen geradezu an. Es ist authentisch, sein Grundbau stammt aus dem Jahr 1442, seine heutige Form erhielt es vermutlich im 16. Jahrhundert. Schon seit einigen Jahren bietet der Europa-Park als Abendveranstaltung das “Alemannische Rittermahl” an, bei dem es recht urig zugeht: Gegessen wird, wie’s bei den Rittersleut’ so Brauch war, mit dem Messer oder mit den Händen und die Auswahl an Speisen ist recht rustikal.

Von Zeit zu Zeit probiert der Europa-Park aber auch Neues aus, und am vergangenen Wochenende war es mal wieder so weit: Zum ersten Mal sollte das “Barocke Schlossfest” stattfinden. Tagsüber wurden im Schlosspark die Lebensgewohnheiten der Menschen im Zeitalter des Barocks vorgestellt, von den Kleidern über die Hygiene bis hin zu den typischen Perücken mit den weißen Haaren und den Zöpfen. Bei den Herren bezeichnet man diese als “Allongeperücke“. Verschiedene Künstler waren derart gewandet im Schlosspark anzutreffen.

Am Freitag und Samstag gab es zudem ein spezielles Abendprogramm, ein barockes Abendessen sozusagen, direkt vor dem Schloss Balthasar. Zur Unterhaltung der Leute wurde barockes Liedgut live gespielt und verschiedene Artisten traten auf und zeigten ihr Können. Präsentiert wurde das ganze von einem – dem Anlass entsprechend gekleideten – Hofverwalter, der sich untröstlich zeigte, dass der Schlossherr Böcklin von Böcklinsau nicht anwesend sei, da er sich auf der Jagd befinde. Aber, so versicherte er, er werde sein möglichstes geben, den Gästen einen angenehmen Abend zu machen. Auf diese Weise wurde den Gästen in den Ansprachen nochmal etwas über die Gepflogenheiten des Barocks vermittelt und auch die Adelsfamilie ins Spiel gebracht, der das Schloss ursprünglich gehörte.
Doch gleich danach versprach der Verwalter, er sei sich sicher, dass bei den anwesenden Gästen ebenfalls Vertreter des Adelsstandes seien und er machte sich sogleich auf, diese zu suchen. Damit wurden zwei Gäste, ein Ehepaar, wie’s mir schien, in das Geschehen mit einbezogen: Als Blaublüter durch den Verwalter erkannt erhielten sie die passende barocke Gewandung mit Perücken und Dreispitz.

Das Essen bestand aus drei Gängen. Zwischen den Gängen gab es das Showprogramm, während des Essens die musikalische Untermalung. Als Vorspeise wurde gereicht eine Etagere mit Bachsaibling auf Chalotten-Gurken-Confit, Terrine von allerlei Wild mit Feigen-Rosenmarmelade und zarte Kalbsbäckchen mit grünem Spargel. An dieser Stelle möchte ich gleich mein persönliches Kompliment an den Koch geben: Eigentlich mag ich keinen Fisch, aber dieser Bachsaibling war exzellent zubereitet. So lasse auch ich mir das gefallen. Aber a propros “nicht mögen”: Es wäre auch möglich gewesen, ein vegetarisches Menü zu bestellen und Kinder durften sich ihre Gänge auch aus der Kinderspeisekarte auswählen.
Das vegetarische Menü kam aber für mich nicht in Frage, denn das Hauptgericht hatte es mir angetan: knuspriges Spanferkel mit Honig-Lavendel-Jus und Kartoffel-Artischocken-Geröstel. Dafür nahm ich den Fisch in der Vorspeise in Kauf, und wie gesagt, bereut habe ich es nicht. Auch der Nachtisch, Himbeercharlotte mit Holunderblüten-Sorbet, war ausgezeichnet.
Da das Wetter sich an diesem Tag etwas wechselhaft zeigte, hatte man zur Sicherheit Heizpilze aufgebaut, die dafür sorgten, dass man während des im Freien stattfindenden Menüs nicht fror.
Abgeschlossen wurde die Veranstaltung durch eine Illumination, ein kleines Feuerwerk im Schlossgarten.

Alles in allem war es ein rundes Abendprogramm für einen angemessenen Preis. Allerdings kann ich nur empfehlen, bei solchen Abendveranstaltungen ein Zimmer in Rust zu buchen, zumindest wenn man eine weitere Anfahrt hat, so wie ich. Dann ist die ganze Sache etwas entspannter. Als zweite Empfehlung – aber das ist wirklich kein “Muss” – sollte man vielleicht des Französischen nicht ganz so unmächtig sein wie ich. Meine Tischnachbarin zur Rechten war Französin und ich bezweifle, dass ich mit Sätzen wie “Hallo, wie geht’s?”, “Wo ist der Bahnhof?” und “Ich hätte gerne Briefmarken zu meinen Postkarten.” eine tiefgründige Konversation hätte führen können.

Das Barocke Schlossfest fand dieses Jahr zum ersten Mal statt, vielleicht erleben wir nächstes Jahr eine Neuauflage. Und wenn das so ist, dann versuchen Sie doch mal, sich einen Platz zu reservieren. Es lohnt sich!